Wörterbuch

Das Team

Unser Team bestand aus drei Personen, Pierre Straet, Jean Gerrekens und Jules Aldenhoff, alle waschechte Gemmenicher.

Etwa einmal im Monat trafen wir uns abwechselnd bei einem der Teammitglieder, um neue Einträge zu besprechen und die im Computer verarbeitete „Ausbeute“ der vorigen Versammlung zu verbessern.

Außer dem Wortschatz wurden auch sprachliche Aspekte wie Konjugation und Grammatik behandelt und in der Einleitung bzw. einem Anhang ins Wörterbuch integriert.

Anmerkung: die Fotos stammen aus der aktiven Zeit des Teams, also um 1998.

Jules Aldenhoff

Jules Aldenhoff

Initiator des Projekts war Jules Aldenhoff (+ 09.01.2003), Professor i.R. für deutsche Grammatik an der Universität Lüttich.

Jules war schon seit längerer Zeit mit unserem Dialekt beschäftigt und konnte daher mit einer imponierenden Wörter­sammlung beitragen. Er hat sich auch mit der Grammatik und insbesondere mit der Flexion des Adjektivs befasst.

Pierre Straet

Pierrot Straet

Pierre "Pierrot" Straet war unser „Schieds­richter“ — als Fußball­referee hatte er da schließlich die meiste Erfahrung. Er hat immer in Gemmenich gewohnt und in der Gegend gearbeitet und ist als solcher der sprachlich „unver­dor­benste“.

Er hat bis 2020 auch in der Gemmenicher Mundarttheatertruppe „Liibhaaberbüün“ Regie geführt.

Jean Gerrekens

Jean Gerrekens

Jean Gerrekens, ebenfalls Germanist und ehemaliger Schüler von Jules Aldenhoff, befasste sich neben den sprachlichen auch mit den technischen Aspekten des Wörterbuchs (siehe unten).

Er zeichnet als „Webmaster“ ebenfalls verantwortlich für die Gestaltung und den Inhalt dieser nunmehr aktualisierten Website.

Alle Daten zum Wörterbuch

Bevor wir mit der eigentlichen Verfassung des Wörterbuches anfingen, mussten wir einige grundsätzliche Fragen klären:

  1. Die Rechtschreibung: Wie schreibt man eine Sprache, die im Grunde nur mündlich gebraucht wird, und für die es keinerlei Rechtschreibregeln gibt?
    Das Endergebnis, das wir hier vorstellen, ist im Laufe der Jahre gereift und wurde einige Male gründlich überarbeitet.
  2. Technik: Wie geht man vor, um eine so umfangreiche Arbeit ständig im Griff zu haben und dabei stets die nötige Flexibilität und Übersichtlichkeit zu gewährleisten?

Einige Fakten und Zahlen

  • Erschienen am: 2. September 2003
  • Verlag: Grenz-Echo Verlag Eupen (www.gev.be)
  • Preis: 22,- EUR
  • Seitenzahl: 392
  • Anzahl Einträge: 14540
  • Aussprache und Betonung in internationaler Lautschrift
  • Ausführliche Erklärungen, Übersetzungen und Beispiele
  • Orts- und Vornamenverzeichnis
  • Einführung in Rechtschreibung und Grammatik
  • Konjugationstabelle der unregelmäßigen Verben
Übrigens: Am 21. Dezember 2003 sendete der BRF (Belgischer Rundfunk) in der Mundartsendung „Echo Nord“ von Pierre Peusgen ein halbstündiges Interview der Wörterbuch-Mitarbeiter Pierre Straet und Jean Gerrekens. Dieses Interview mit exklusiver Information über unser Wörterbuch ist hier in voller Länge zu hören.

Rechschreibung

Hier geben wir einen kurzen Überblick über die orthographischen Regeln, die wir für unsere Mundart ausgearbeitet haben. Ausführlicheres dazu finden Sie in der Einleitung des Wörterbuches selbst.

Wir beschlossen, die deutsche Schreibweise als Basis für die Orthographie der Gemmenicher Mundart zu nehmen, weil dies die Hochsprache ist, der das Gemmenicher Platt am nächsten liegt (mehr dazu auf der Seite über den Dialekt).

Auf dieser Grundlage versuchten wir, einen möglichst einheitlichen und kohärenten Regelsatz zu erarbeiten, wobei jeder Klang möglichst eindeutig schriftlich wiedergegeben wird, wie dies z. B. in vielen slawischen Sprachen der Fall ist. So sind auch einige überflüssige Zeichen verschwunden: x schreiben wir ks, q wird k und y und z werden je nach der Aussprache i, ü bzw. s oder ts geschrieben.

Um die Laute [ž] (z.B. frz. genou) und [g] (z. B. nl. zagen, zeggen) auch in der Schriftsprache von [j] (wie in Jacke) und [g] (wie in Gurke) zu unterscheiden, fügen wir „j“ und „g“ ein Zirkumflex (^) zu:

saaĝe ['zā:γə] = sagen
waĵele ['wažələ] = plappern

Den Laut [s] schreiben wir „ç“ in den Fällen, wo er auch zwischen Vokalen [s] ausgesprochen wird:

en klaç, twaj klaçe

Wird er zwischen Vokalen [z] ausgesprochen, so schreiben wir „s“:

ene haas, twaj haase

Mit den Vokalen ging es nicht so eindeutig wie mit den Konsonanten. Die Dehnung („langer“ Vokal) geben wir durch Verdopplung des Vokals an.

de val [val] = die Falle
der vaal [vā.l] = der Fall

Schwieriger ist es mit den Vokalen o und ö, die auf verschiedene Art und Weise ausgesprochen werden können.

   pool [pô:l] = Pfahl   pööl [pö:l] = Pfähle
   vool [vō.l] = voll      tsööl [tø.l] = Tölpel
   pool [pÙ:l] = Pfütze    pööl [pý:l] = Pfützen

Ein weiteres Merkmal des Gemmenicher Dialekts liegt in der „singenden“ Aussprache mancher Vokale, dem sog. Schleifton. Dies konnte auch unmöglich in der Schrift wiedergegeben werden, ist jedoch äußerst wichtig zur Unterscheidung mancher ansonsten identischer Wörter.

Schleifton: kaal [kā.l] = Gerede
Stoßton: kaal [kā:l] = kahl

Für jedes Wort geben wir darum auch die Aussprache in phonetischer Schrift an.

Technik

Am Anfang schrieben wir alle Wörter auf Karteikarten, doch bald erwies sich der Computer als praktischeres Werkzeug — damals noch wie auf nebenstehendem Bild 😊.

Am schwierigsten war es, die phonetischen Zeichen auf Papier zu bringen, da musste schon kräftig an Druckertreibern gebastelt werden, und am Bildschirm erschienen nur komische Zeichen, die per 3-stelligen Tastencode eingegeben werden mussten.

Das war Pionierarbeit, doch es lohnte sich. Hätten wir das nicht getan, so wäre zum Beispiel jede spätere Nachbesserung der Rechtschreibregeln bzw. die Einbindung der deutschen Rechtschreibreform fast unmöglich gewesen.

Im Laufe der Jahre verbesserte sich auch die Technologie zusehends, und am Ende waren wir in der Lage, dem Verlag die Druckvorlage für das ganze Wörterbuch in digitaler Form (PDF Format) zu liefern.

Zur Eingabe und Gestaltung benutzten wir das Text­verarbeitungs­programm Microsoft Word. Es bietet ziemlich komplexe Seiten­gestaltungs­möglichkeiten, wie etwa automatisches Einfügen des ersten oder letzten Wortes einer Seite in den Seitenkopf, automatische Generation eines Stichwortverzeichnisses, usw.

Wie eine Seite des Wörterbuchs aussieht, sehen Sie hier.

Den größten Fortschritt bedeutete der sog. Unicode-Zeichensatz, der die meisten (aber leider nicht alle) speziellen und diakritischen Zeichen enthält. Einige fehlten uns, die wir mit Hilfe des Zeichen­entwurfs­programms Macromedia Fontographer selbst erstellt haben. Da es hier nicht um künstlerische Schaffung geht, sondern lediglich um das Zusammenfügen bestehender Symbole für die fehlenden Kombinationen, ist das Ergebnis absolut professionell und sind die „selbstgemachten“ nicht von den übrigen Zeichen zu unterscheiden.